Netzwerkexternalitäten (Medienökonomie)

Netzwerkexternalitäten treten auf, wenn der Wert eines Gutes oder einer Dienstleistung von der Anzahl seiner Nutzer_innen abhängt. Der Konsum einzelner Konsument_innen kann den Nutzen anderer Konsument_innen innerhalb eines Netzwerks sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.

Dieser Artikel verweist auf folgende weitere Beiträge:
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Was bezeichnet dieser Begriff?

Netzwerkexternalitäten treten auf, wenn der Wert eines Gutes oder einer Dienstleistung von der Anzahl seiner Nutzer_innen abhängt. Der Konsum einzelner Konsument_innen kann den Nutzen anderer Konsument_innen innerhalb eines Netzwerks sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Oft wird auch der Begriff Netzwerkeffekte verwendet, welcher im Gegensatz zu Netzwerkexternalitäten kein ineffizientes Marktergebnis, sondern lediglich die Auswir- kungen auf den Nutzen Anderer impliziert.[11] Auf digitalen Märkte gibt es starke Netzwerkexternalitäten.[3] In sozialen Netzwerken beeinflusst ein_e zusätzlicher Nutzer_in den Nutzen der anderen Konsumen- ten_innen positiv, durch zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten und Inhalte. Zudem kön- nen auch indirekte Netzwerkeffekte auf digitalen Märkten auftreten. Auf einer Plattform, welche mehrere Nutzergruppen verbindet, kann es zu einem höheren Nutzen der einen Nutzergruppe führen, wenn die andere Nutzergruppe anwächst. Ein Beispiel hierfür sind Werbetreibende auf der Suchplattform Google, die von einer höheren Nutzung seitens der Google-Nutzer_innen profitieren.[3] Netzwerkexternalitäten haben verschiedene Einflüsse auf den Markt. Dadurch, dass die Konsument_innen von einer größeren Nutzerzahl profitieren, stellt diese (neben dem Preis oder der Qualität) einen wesentlichen Grund für die Nutzung einer Plattform dar. Dies führt dazu, dass Wechselkosten für Nutzer_innen entstehen, welche eine andere Plattform nutzen möchten auf der weniger Nutzer_innen vorhanden sind. Die Folge ist ein „lock- in“ auf der etablierten Plattform und die Konsument_innen sind gezwungen eine mög- licherweise schlechtere Plattform zu nutzen. Man stelle sich vor von der meistgenutzten Kommunikationsplattform WhatsApp auf eine Alternative zu wechseln. Ohne einen kollektiven Wechsel verlieren alle die von dem Standard wechseln zahlreiche Kommunikationsmöglichkeiten, wodurch der Nutzen erheblich sinkt. Auch eine bessere Qualität der Alternative kann diesen Kontaktverlust nicht notwendigerweise ausgleichen.[5] Unternehmen erkennen diesen Nutzenvorteil von einer höheren Kundenbasis und kon- kurrieren daher um den höchsten Marktanteil. Das wesentliche hierbei ist, dass der/die Gewinner_in dieses Wettbewerbs aufgrund der oben beschriebenen Effekte (Wechsel- kosten, „lock-in“) den gesamten Markt übernimmt („winner takes all“). Es reicht somit aus, das erste innovative Unternehmen zu sein, das eine neue Nutzungsmöglichkeit im digitalen Raum bietet. Für später eintretende Unternehmen entstehen Markteintrittsbarri- eren, da die Konsument_innen nicht ohne Weiteres bereit sind zu wechseln.[3] Dieser feh- lende Wettbewerb führt zu einer Monopolstellung des etablierten Unternehmens. Das Vorliegen von Netzwerkexternalitäten impliziert somit einen Wettbewerb um den Markt und keinen Wettbewerb im Markt.[3],[5] Digitale Märkte weisen (insbesondere aufgrund von Netzwerkexternalitäten) eine sehr hohe Konzentration auf. Daraus ergeben sich vielfältige Auswirkungen auf die Wohlfahrt. Erstens kann eine Monopolstellung etablierter Unternehmen zu überhöhten Preisen oder schlechten Nutzungskonditionen führen. Auch kann die Möglichkeit eines lock-ins in schlechteren Plattformen zu einer ineffizient langsamen Durchsetzung besserer Technologien und Designs führen. Andererseits ist aber bei positiven Netzwerkexternalitäten ein großes Netzwerk effektiver ist als mehrere kleine Netzwerke, da so die Vorteile durch andere Nutzer_innen bestmöglich ausgenutzt werden können. Durch die kollektive Nutzung von nur einer Kommunikationsplattform beispielsweise, werden die Kontaktmöglichkeiten und damit der Nutzen für jede_n Konsument_in maximiert. Auch kann ein gewisses Maß an Konzentration zu mehr Innovationen führen. Eine Möglichkeit, den Wettbewerb zu stärken, ist die Förderung von gleichwertiger Interoperabilität. Demnach sollen alle Plattformen auf die gleiche Nutzergruppe zugreifen können, ohne dass ein Unternehmen bevorzugt wird. Ein Beispiel hierfür ist die plattformübergreifende Verbindung von Gmail und Outlook. Unabhängig bei welchem Anbieter_in die Kund_innen angemeldet sind, können sie sowohl mit Kund_innen von Gmail als auch mit Kund_innen von Outlook kommunizieren, ohne dass bspw. eine Mail zum konkurrierenden Unternehmen langsamer versendet wird, oder sonstige Nachteile entstehen. Interoperabilität transformiert den Wettbewerb um den Markt in einen effizienteren Wettbewerb in dem Markt und erleichtert sogleich den Markteintritt anderer Plattformen. Interoperabilität eliminiert darüber hinaus platt- formspezifische Netzwerkeffekte und kann dadurch zu einer faireren Verteilung der Gewinne führen. Sie muss allerdings durch entsprechende gesetzliche Regelungen implementiert werden, da etablierte Unternehmenen Anreize haben eine solche Zusammenarbeit zu verhindern bzw. nicht fair zu gestalten.[10]





Quellenverzeichnis


Die erste Version dieses Beitrags beruht auf den studentischen Arbeiten von Leon Wolf im Rahmen des Projektkurses Medienmärkte, WiSo Fakultät der Universität zu Köln, Sommersemester 2024."

Zitiervorschlag: Glossar Digitale Souveränität. 2021. „Fehlinformation (Medienökonomie).“ https://www.bigdataliteracy.net/glossar/. Zugegriffen am tt.mm.jjjj.